Meine Geschichte

Meine persönliche Geschichte ist nur ein Beispiel dafür, dass wir weitestgehend verlernt haben, auf unseren Körper und unsere Bedürfnisse zu hören. Unsere Gesellschaft ist voll von Zerrbildern und Illusionen, denen wir vermeintlich nachjagen müssen, um glücklich und zufrieden zu sein. Was dabei oftmals auf der Strecke bleibt, ist nicht nur unsere Gesundheit, sondern genau dieses Gefühl von Glück und Zufriedenheit.

Jeder macht in seinem Leben Erfahrungen und wird von Glaubenssätzen und Regeln geleitet, die einen massiven Einfluss auf den Umgang mit sich aber auch mit anderen Menschen haben. Diese Prägungen manifestieren sich im Laufe des Lebens und manchmal braucht es erst einen dramatischen Einschnitt, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass wir uns auf dem falschen Weg befinden.

Für mich kam dieser Einschnitt im Frühjahr 2019, als ich nicht mehr bereit war, noch einen Spezialisten oder Arzt aufzusuchen. Ich wollte endlich meine Schilddrüsenunterfunktion und die damit verbundenen Beschwerden in den Griff bekommen.

Seit über 10 Jahren hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon gekämpft aber anstatt mit mir über die Beschwerden zu sprechen, gab mir ein Arzt nach dem Anderen einfach eine höhere Dosis der üblichen Hormonersatztherapie mit Thyroxin.
Die Beschwerden:

  • Müdigkeit
  • ständiges Frieren
  • Abgeschlagenheit
  • kontinuierliche Gewichtszunahme
  • Energiemangel
  • Muskelschwäche

nahmen dadurch nicht ab, sondern wurden noch verstärkt oder blieben gleich. Mein Ehrgeiz trieb mich dazu eine Diät nach der anderen zu probieren, um wieder Gewicht zu verlieren. Ich quälte mich zum Sport obwohl ich den früher geliebt habe aber ich hatte einfach keine Energie. Ich war verzweifelt, weil es ein kontinuierlicher Kampf war.

Als Beraterin war ich extrem viel unterwegs und so etwas wie Entspannung gab es nur selten. Ich hatte zwar keine richtige Energie aber meine Motivation pushte mich selber immer weiter und weiter. Jeder Motivationscoach hätte seine helle Freude an mir gehabt und da ich meine Arbeit liebe, habe ich auch nie wirklich das Gefühl von Stress empfunden. Mein Körper war jedoch anderer Meinung.

Trotz beruflichem Erfolg und schönen privaten Momenten, war ich mit mir selbst überhaupt nicht im Reinen und wer mit sich nicht im Reinen ist, der ist auch nicht wirklich glücklich. Selbst auf den schönsten Reisen und in den wundervollsten Momenten kreisten meine Gedanken um Dinge, die keinen Genuss und keine wirkliche Entspannung zuließen. Ich fühlte mich getrieben, denn mein Arbeitsleben passte auch nicht wirklich zu meinem Privatleben.

Nachdem ich im März 2019 erneut auf einen verständnislosen Arzt getroffen und zudem in einen persönlichen Konflikt geraten war, ging mein Körper auf Streik. Es war als ob mir von einem Tag auf den anderen jemand jegliche Energie entzogen hätte. Ich kam drei Tage lang kaum aus dem Bett und dachte ich hätte eine Grippe aber die weiteren Symptome blieben aus.

Über sowas wie Burn-Out hatte ich früher immer gelacht aber genauso fühlte ich mich in diesem Moment – ausgebrannt und leer.
Im Februar hatte ich mich jeden Tag zum Sport getrieben, war am Wochenende noch auf Skitouren gegangen, aber nun war an Sport nicht mal zu denken. Ich war froh, wenn ich meinen Alltag noch irgendwie bewältigen konnte.Da ich mich wegen meiner Schilddrüse schon länger mit hormonellen Störungen beschäftigte, fiel mir ein Artikel ein, in dem ich etwas über Nebennierenschwäche gelesen hatte. Ich erinnerte mich daran, dass ich damals bereits gedacht habe, dass die Symptome wie bei einem Burn-Out klangen. Also fing ich an zu recherchieren und stieß auf viele Artikel, die deutlich machten, dass ein Burn-Out nicht zwangsläufig eine psychische Problematik sein muss, sondern viel häufiger physischer Natur ist und in Form einer Nebennierenschwäche auftreten kann.

Ich las das Buch The Adrenal Reset Diet von Alan Christianson und begann konsequent danach zu leben. Hier kann man eher von einer Nahrungsumstellung zur Verbesserung der Nebennierentätigkeit, als von einer Diät sprechen. Ich verzichtete auf Kaffee, Alkohol, aß wieder mehr Kohlenhydrate und begann meinen Alltag von Stressoren zu befreien. Eine erste Maßnahme war der Verzicht auf meine Apple Watch, die mir ja immer deutlich vor Augen hielt, wenn ich mich zu wenig bewegte oder wie viele Kalorien ich bisher verbrannt hatte. Ich verzichtete auf meinen üblichen Sport und machte nur noch Yoga. Ich schlief solange, bis ich von allein wach wurde und das war meist nach 8 Stunden.

Mein Körper erholte sich langsam. Es dauerte fast vier Wochen, bis ich das Gefühl hatte wieder einigermaßen normal zu leben, aber diese Zeit hat mir wertvolle Einblicke geliefert. Die vielen Bücher und Artikel, die ich in der Zeit las, führten mich erneut zurück zu meiner Schilddrüsenunterfunktion und ich beschloss aus dem Medikament auszuschleichen. Warum sollte ich weiter etwas nehmen, das mir überhaupt nicht half?

Da ich meine Werte regelmäßig prüfen ließ und in mehreren Blogs und Artikeln auf die Problematik einer Umwandlungsstörung von T4 in T3 bei Schilddrüsenunterfunktion gestoßen bin, nahm ich die Auswertung meines Befunds nun selbst in die Hand. Im Juni wurde offenkundig, was ich bereits beim Lesen der Artikel vermutet habe. Mein freies T3 lag unterhalb der Referenzwerte obwohl freies T4 und der TSH Wert für eine gute Einstellung sprachen. Ich gab die Werte in einen Rechner ein, der zeigt ob das Verhältnis von T4 zu T3 passt. Das Verhältnis stimmte überhaupt nicht!

T3 ist das stoffwechselaktivierende Hormon. TSH und T4 sind nur Vorstufen von T3. Man kann im Grunde sagen, dass wenn der Körper die Umwandlung von T4 in T3 nicht schafft, der gesamte Stoffwechsel und damit auch der Körper auf Sparflamme läuft. Ich war fassungslos. Wieso hatte nie ein Arzt das Verhältnis bei mir überprüft? Warum gab man mir immer mehr von etwas, das mein Körper offensichtlich nicht umwandeln konnte? Ich recherchierte weiter, um einen Endokrinologen zu finden, der sich mit diesem Thema beschäftigte und stieß auf Dr. Berndt Rieger sowie seine Seiten www.hormonie.org und www.berndt-rieger.de. Das es eine Therapie mit Präparaten gibt, die sowohl T4, als auch T3 enthalten, hatte ich bereits früher gelesen aber jeder Arzt, den ich darauf ansprach weigerte sich, mir ein solches Präparat zu verschreiben. Ausreden gab es viele und ich will diese nicht weiter ausführen.

Bei Dr. Rieger stieß ich auf die Information, dass eine Substitution mit NDT – Natural Desiccated Thyriod gerade bei dieser Umwandlungsstörung helfen kann. NDT ist getrocknete Schilddrüse vom Schwein oder Rind und enthält sowohl T3 als auch T4. Da die Schilddrüse vom Schwein der menschlichen am ähnlichsten ist, verwenden die meisten getrocknete Schweineschilddrüse. Andere von der Industrie hergestellte Produkte sind meistens synthetisch. NDT wird teilweise auch als Nahrungsergänzungsmittel verkauft, wodurch es dann nicht rezeptpflichtig ist und das kam mir in diesem Fall zugute.

Ich war entschlossen und wollte nicht weitere Monate auf einen Termin bei einem Arzt warten, der mir ein solches Produkt verschreiben würde. Also bestellte ich mir ein von Dr. Berndt empfohlenes Produkt in England. Die Menge, die ich mir ausrechnete, entsprach bereits meiner deutlich reduzierten Dosis Thyroxin und ich begann am 20. August 2019 mit der Einnahme von drei Tabletten über den Tag verteilt. Was dann geschah, fühlt sich für mich auch jetzt noch wie ein Wunder an. Während ich diesen Artikel schreibe und mich an mein Befinden vor genau einem Jahr erinnere, kommen mir die Tränen.

Die Veränderungen seit August 2019 sind so gravierend, dass ich mich wie neu geboren fühle. Alles hat sich verändert!

Februar 2019
Dieses Bild zeigt mich mit meinem Maximalgewicht etwa einen Monat vor dem Burn-out.
Obwohl ich jeden Tag trainierte und so intensives Training wie Skitouren machte, passierte trotz Diät nichts mit meinem Gewicht. Ich habe meinen Körper ständig unter Stress gehalten.
Trotz eines Lächelns fühlte ich mich zu diesem Zeitpunkt einfach schrecklich.

Folge Deiner Mission. Dies ist Dein Leben und nicht das Leben eines Anderen. Dies ist ein Lernprozess und für mich hört dieser Prozess nie auf. Lerne, liebe Dein Leben und folge Deinen Träumen.

Going Up bedeutet für mich seiner Leidenschaft zu folgen und nicht aufzugeben. Tu, was du liebst und liebe, was du tust. Umgib Dich mit Menschen, die Dich unterstützen und nicht aufhalten.

Die Veränderungen

Man möchte meinen, dass Veränderungen im Körper nicht so schnell passieren können aber innerhalb der ersten Tage fühlte ich mich bereits als hätte jemand einen Schalter umgelegt oder eine Bremse gelöst. Ich fühlte mich wach, energiegeladen, mir war warm und ich wollte mich bewegen. Diese Veränderung alleine machte mich schon zuversichtlich aber die nächsten Monate zeigten erst, wie gravierend die Einschränkungen waren, die diese hormonelle Störung mit sich bringen kann.

Bereits nach einem Monat hat sich mein Zyklus von unregelmäßigen 34 bis 40 Tagen auf absolut regelmäßige 25 bis 27 Tage verändert. Ich fühlte mich, als wäre ich wieder 30.

Ich hatte wirklich zu Allem deutlich mehr Lust. Sport wurde wieder geliebter Bestandteil meines Lebens, ich hatte Kraft und spürte regelrecht, wie meine Muskeln arbeiteten. Die für mich auffälligste Veränderung war jedoch mein Essverhalten. Während ich zuvor dauerhaft Diät gehalten und meine Kalorien gezählt habe, folgte ich jetzt ganz automatisch meinem Körper. Ich aß weiterhin Obst und viel Gemüse, weil ich das schon immer getan habe außer in der Phase meiner ketogenen Ernährung. Ansonsten aß ich, worauf ich Appetit hatte und nur dann, wenn ich wirklich hungrig war. Es war so, als würde mir mein Körper jetzt endlich sagen können, welche Nahrung er braucht. Die Vielfalt hat sicherlich zugenommen, und ich fing an, Lebensmittel zu essen, die ich vorher kaum oder gar nicht gegessen habe, wie zum Beispiel Haferflocken und Leber. Beide Lebensmittel enthalten recht viel Eisen und davon habe ich meist zu wenig.

Es gab Tage, da brauchte ich nur wenig Essen aber ich fühlte mich wohl und energiegeladen. An anderen Tagen aß ich deutlich mehr, sehr viel mehr als ich während meiner Diäten gegessen habe. Doch ich spürte sowohl meinen Hunger, als auch meine Sättigung deutlich und aß dadurch auch immer nur bis zu dem Punkt angenehmer Sättigung. Es gab keinen Heißhunger, keine Gelüste und obwohl ich in Summe mehr aß, nahm ich langsam aber kontinuierlich ab. Das Alles machte mich stutzig. Ich begann mich zu fragen, ob das hormonelle Gleichgewicht im Körper eine Voraussetzung ist, um überhaupt die Signale unseres Körpers richtig deuten zu können.

Ich hatte mich schon vor Jahren mit intuitivem Essen beschäftigt aber mein damaliger Versuch mein Essen nicht mehr zu kontrollieren, führte ziemlich schnell zu mehr Gewicht und ich fiel zurück in meine Diät-Mentalität. Obwohl ich der Meinung war intuitiv zu essen, zählte ich im Kopf weiter Kalorien, verzichtete auf Kohlenhydrate und erlaubte mir Genuss nur wenn ich viel Sport machte. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass nicht nur mein Kopf nicht bereit war für intuitives Essen, sondern auch mein Körper nicht in der Lage war, die richtigen Signale zu senden.

Meine Werte lasse ich alle 8 bis 10 Wochen überprüfen und es haben sich im Laufe der letzten 8 Monate nicht nur die Schilddrüsenwerte verbessert. Mittlerweile bin ich so gut eingestellt, dass ich sogar das NDT um eine Tablette reduziert habe und natürlich hoffe, irgendwann auch ganz darauf verzichten zu können. Das würde dann bedeuten meine Schilddrüsenunterfunktion wäre geheilt. Seltsamer Weise hat man mir immer gesagt, dass man die Ersatztherapie mit Thyroxin ein Leben lang beibehalten muss und ich frage mich warum.

Meine Gesundheit und mein Körper verändern sich weiterhin und ich bin gespannt, wie es in Zukunft weitergeht.

Oktober 2019
Die durch die Einnahme von NDT verursachten Veränderungen sind auf diesem Foto zumindest etwas sichtbar, aber ich war immer noch in meiner Diätmentalität gefangen. Ich zählte immer noch Kalorien und arbeitete gegen meinen Körper, anstatt auf ihn zu hören.

Meine Erkenntnisse

Hormone sind an so vielen Prozessen in unserem Körper beteiligt, dass wohl kaum jemand der keine entsprechende Ausbildung hat, im Ansatz die Komplexität dahinter verstehen kann. Leider trägt dies nicht unbedingt dazu bei, das Wissen über hormonelle Störungen und Bewusstsein für deren Einfluss auf unseren Körper, in unserer Gesellschaft zu fördern. Mitunter würden die meisten Menschen dann relativ schnell aufhören Wasser aus Plastikflaschen zu trinken, sowie andere Produkte (bestimmte Kosmetik, zu viel Zucker, Soja, etc.) zu konsumieren, denn es gibt viele Stoffe, die unseren empfindlichen Hormonhaushalt beeinflussen können. Dies sei an dieser Stelle aber nur eine Randbemerkung.

Meine persönliche Erfahrung hat mir sehr eindrücklich vor Augen geführt, was mit unserem Körper passiert, wenn der Hormonhaushalt gestört ist.
Ich würde mir wünschen, dass durch meinen Blog mehr Menschen nach den Ursachen ihrer Beschwerden suchen, anstatt weiterhin Symptome mit Hilfe von Medikamenten zu behandeln, die vielleicht nicht wirklich helfen. Damit meine ich nicht die eigenmächtige Therapierung von zum Teil schwerwiegenden Erkrankungen, sondern einfach ein stärkeres Hinterfragen. Mitunter heißt das, sich einfach mehrere Meinungen einzuholen und nicht mit jeder von Ärzten empfohlenen Therapie abzufinden, wenn sich keine Besserung einstellt.

Wäre es nicht viel schöner und einfacher, wenn wir auf unseren Körper hören können anstatt gegen ihn zu kämpfen oder ihn mit Maßnahmen zu quälen, die ihn eher krank, als gesund machen? Eat Only When Hungry steht nicht nur für intuitives Essen, sondern auch für ein verändertes Bewusstsein und die Einstellung, auf sich selbst, seinen Körper und seine Bedürfnisse zu hören. Hör auf deinen Körper und deine Seele.

Ich freue mich auch Deine Geschichte zu hören.

Annett

April 2020
Erst als ich mich im November 2019 entschied, bewusst intuitiv zu essen, hat sich mein Körper wirklich angepasst, und ich verliere langsam aber kontinuierlich an Gewicht. Ich habe viel mehr Energie, genieße all die Dinge, die ich tue, und jeden Augenblick meines Lebens.